Definition

Die manuelle Lymphdrainage ist eine Therapieform, mit deren Hilfe das Lymphgefässsystem im Körper unterstützt und angeregt werden kann. Sie ist eine spezielle Massageart, die dazu dient den Abstransport von Wassereinlagerungen (Ödemen) im Gewebe zu beschleunigen und die Transportkapazität des Lymphgefäßsystems zu erhöhen.

Überblick

Die manuelle Lymphdrainage wird vor allem in der Krebsnachsorge, Sportphysiotherapie, Traumatologie, bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises und der chronisch venösen Insuffizienz als ergänzende Therapieform eingesetzt.

In der Traumatologie und Sportphysiotherapie begünstigt die manuelle Lymphdrainage u.a. eine schnelle Wundheilung, Schmerzfreiheit und somit Beweglichkeit. Sie beugt unerwünschten Folgen von Entzündungen, wie einer Fibrosklerose, vor.

Phlebödem – Unterschenkelödeme bei Chronisch Venöser Insuffizienz (CVI)

Bei der Chronisch-Venösen Insuffizienz (CVI) kommt der manuellen Lymphdrainage im zweiten und dritten Erkrankungsstadium eine unerlässliche Bedeutung zu. Die Druckerhöhung im venösen System (venöse Hypertonie) und die damit begünstigt auftretende Insuffizienz der Venenklappen führen zu Ansammlung von Flüssigkeiten im Gewebe, da die Kapazität Gewebewasser über das Lymphsystem abzutransportieren in diesem Fall nicht ausreicht. Schließlich kommt es auch zu einer Störung im Lymphabfluss selbst. Um Folgeschäden und Komplikationen am Venensystem, den Blutkapillaren und am Lymphsystem vorzubeugen, ist die manuelle Lymphdrainage ein wichtiger Bestandteil der Therapie.

Lymphödeme

Grundsätzlich wird bei Lymphödemen zwischen primären angeborenen und sekundären erworbenen Lymphödemen unterschieden. Bei einem primären Lymphödem liegt eine angeborene Schwäche oder Fehlbildung des Lymphsystems vor. Ein sekundäres Lymphödem bezeichnet eine erworbene Schädigung eines ursprünglich intakten Lymphsystems. Typische erworbene Schädigungen treten z.B. durch eine Lymphknotenentfernung bei der operativen Tumortherapie auf. Bei beiden Ursachen handelt es sich um einen Stau von Lymphflüssigkeit, der durch einen eigeschränkten Rücktransport der Lymphgefäße verursacht wird.

Behandlung (Therapie) – Komplexe Physikalische Entstauungstherapie

Die manuelle Lymphdrainage ist eine von vier Behandlungsmethoden aus der Komplexen

Physikalischen Entstauungstherapie, auch „KPE“ genannt. Weitere Therapieformen sind:

  • Hautpflege
  • Kompressionstherapie (Bandage bzw. Kompressionsbestrumpfung)
  • Enstauungsgymnastk

Die komplexe physikalische Entstauungstherapie ist eine 2-Phasen-Therapie. In der ersten Phase der Therapie wird die Technik der manuellen Lymphdrainage angewendet. Dabei wird das Lymphgefäßsystem des Patienten angeregt, so dass eine Volumenreduktion der betroffenen Körperregionen oft schon nach einer Behandlung sichtbar und spürbar ist.

Zur Sicherung des Behandlungserfolges werden im Anschluss an die manuelle Lymphdrainage die gestauten Körperregionen bandagiert. Darüber hinaus erhält jeder Patient eine für ihn geeignete Entstauungsgymnastik, die er zu Hause oder während der Arbeit durchführen kann.

Die zweite Phase der Entstauungstherapie beginnt, wenn die Behandlungsmaßnahmen der ersten Phase keine Umfangs- bzw. Volumenreduktion der betroffenen gestauten Körperregionen mehr bewirken. Erst jetzt wird ein Kompressionsstrumpf oder eine Kompressionsstrumpfhose maßgefertigt und verwendet. Die Entstauungsgymnastik bleibt auch in dieser Phase der Therapie ein wichtiger Bestandteil der Behandlung.

Was Sie bei der Behandlung erwartet

Der Physiotherapeut massiert während der Therapie das Gewebe in einer kreisförmigen Bewegung die einem vorgegebenen Rhythmus folgt. Durch diese spezielle Form der Massage werden die Lymphgefäßwände in eine Dehnung versetzt und ihre Eigenmotorik gestärkt. Die gesteigerte Lymphangiomotorik führt schließlich zu einer Erhöhung des Lymphzeitvolumens (Entstauungsmenge pro Minute). Somit kann die Lymphbildung angeregt und der Abtransport der Lymphflüssigkeit um ein Vielfaches gesteigert werden.

Indikationen

Folgende Ödeme, verursacht durch eine der nachfolgenden Erkrankungen, können unter bestimmten Voraussetzungen erfolgreich mit der manuellen Lymphdrainage behandelt werden:

  • Ödeme nach einem Unfall (posttraumatisch) oder nach einer Operation (postoperativ)
  • Lymphknotenentfernung bei operativer Tumortherapie
  • Morbus Sudeck, Stadium I+II
  • Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis, z.B. akuter Schub bei PCP (primär chronische Polyarthritis) und Morbus Bechterew
  • Aktivierte Arthrose
  • Nervenwurzelödem bei akutem Bandscheibenvorfall
  • Phlebo-Lymphödeme bei chronisch venöser Insuffizienz, Stadium II+III
  • Zyklisch-idiopathische Ödeme

Kontraindikationen

Bei folgenden Erkrankungen sollte eine manuelle Lymphdrainage nicht zum Einsatz kommen:

  • Dekompensierte Herzinsuffizien
  • Akute Entzündungen durch pathogene Keime
  • Akute Thrombosen

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